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A Princess Without A Voice
Aktualisiert: 25. Juni 2018

»The Shape of Water« ist eine bildgewaltige Liebesgeschichte, eine Symphonie des Schrecklichen, eine melancholische Komposition aus zwei sich Liebenden, die nicht nur mit sich selbst, sondern auch gegen andere kämpfen müssen – ein Spiel aus Leidenschaft, Gefahr und Liebe… Sie möchten nun den Grund für meine Begeisterung erfahren, oder? Sie möchten wissen, was mich an diesem Film so fasziniert hat, was mich umgehauen hat, was mir nicht so gut gefallen hat? Ja – es gab auch einige kleine Kritikpunkte. Diese überwiegen aber keinesfalls den Positiven. Die Positiven sind die ausschlaggebenden Kräfte auf der Waage des Gefallens. Die positive Seite hat deutlich mehr Gewicht – stellen Sie sich vor, man lege auf die positive Seite einen Ziegel- und auf die Negative einen Kieselstein. So können Sie sich das ungefähr vorstellen – ein großer Unterschied, der Gott sei Dank so markant ist. Der Film »The Shape of Water« vom Regisseur Guillermo del Toro beginnt herrlich elektrisierend. Eine Stimme, die uns Verrät, was uns erwartet, die rhetorische Fragen stellt, die uns auf das einstimmt, was nun in den nächsten Bildern folgt, welche atemberaubende Geschichte auf uns wartet, und … welch dramatischen Disput wir erleben werden. Vielmehr aber: Welche Message verbirgt sich dahinter; nun ja, die Anfangsszene verrät es uns eigentlich schon: Elisa Esposito träumt vom Wasser. Sie träumt vom wabernden Blau, der Sehnsucht nach Freiheit, dem Frohlocken der Weite – Klasse dargestellt durch unsere feuchtfröhliche Wanderung durch Elisas »Unterwasserwohnung«, ein Zeichen für Elisas Träume und Wünsche, aber auch ein Einstieg, der auf das einstimmt was folgt, und damit ist nicht die relativ unnötige Selbstbefriedigungsszene gemeint, die mir persönlich sehr unbehaglich war – warum, erkläre ich sehr gerne: Elisa Esposito ist eine stumme Person. Eine Frau, die die Fähigkeit zu sprechen verloren hat. Etwas mit dem Kehlkopf. Schon als Kleinkind. Auf jeden Fall passt meiner Meinung nach dieses Bild nicht in das Profil von Elisa, denn sie ist vorsichtig, kühn, klug und unglaublich rücksichtsvoll. Die Figur der Elisa wirkte auf mich bereits im Buch als unglaublich charmant und außergewöhnlich; Elisa ist etwas ganz Besonderes, keine Null-Acht-Fünfzehn stereotypisierte Figur mit blonden Haaren und Botox-Lippen; sie fasziniert mit ihrer eigenen Art, mit ihrem zurückhaltenden Dasein, mit ihrer Auffassungsgabe und ihrer Sehnsucht nach Liebe – aber man schätzt sie nicht als allmorgendliche Lustfrau ein, mit ihrer Kleidung wirkt sie akkurat und penibel. Keinesfalls affektiert und übertrieben, einfache Kleidung zu einer einfachen Person, und da hätte man diese Szene einfach weglassen können, da man sie von Elisa nicht erwartet hätte – schon gleich gar nicht am Anfang. Dieser Punkt war aber nun schon der halbe Kieselstein auf der »Gefallenswaage« (das ist kein Ausdruck, ich weiß, aber so nenne ich jetzt einfach meine hypothetische Waage, mit der ich veranschauliche wie groß die Differenz zwischen Positiv und Negativ ist). Die Filmemacher haben bei »The Shape of Water« sehr viel auf grüne, gelbe und dunkle Farben gesetzt. Generell ist ja immer zu beachten, in welchem Stil der Film gestaltet wurde. Waren es knallige Farben, ein düsterer Film mit dunklen und finsteren Einstellungen oder war der Großteil in blau und weiß? Schwierig zu erklären, ich weiß; bemerkt habe ich aber, dass »The Shape of Water« mit viel Dunkelgrün, gelb und braun gedreht wurde, was eine mysteriöse und gräuliche Atmosphäre hervorruft. Ausschlaggebend dafür ist natürlich auch das Wesen, welches eigentlich die zentralste Rolle im ganzen Streifen spielt, denn in das verliebt sich nämlich unsere stumme Heldin. Ach ja … dieses Wesen – was soll ich davon halten? Wer hat sich dieses Ungetüm ausgedacht? Wer im stickigen und mit Cola-Dosen und Pizzakartons übersäten Grafikerbüro in Hollywood kam auf eine solche Idee? Wobei … das Wesen war im Wesentlichen nicht schlimm, es waren nur die Augen, die gingen ein wenig ins Mark. Sensationell auf jeden Fall, denn durch dieses Wesen zeigt Guillermo del Toro, dass der Faktor der Schönheit keinesfalls ausschlaggebend für eine innige und herzliche Liebe ist. Und dass generell dieses Wesen lernt und Elisa als das annimmt, was sie ist, war ein herzergreifender Aspekt, der auch relativ schnell klar war, denn Elisa ist die einzige, die sachte und konform mit diesem Fischding umging. Und am Allerschönsten sind in diesem Wagnis auch noch die loyalen Freunde von Elisa – sei es Zelda, die Walküre, die immer zu Elisa steht, oder Giles, der mehr wagt als er fähig ist.